Kihon

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Die fünfzehn „Ehernen Regeln“ für Dein Karatetraining

Nachfolgender Text ist von einem unbekannten Autor. Wer es jedoch erkennt und mir sagen kann wer dieser Autor ist, soll eine Mail an mich senden. Dieser Text ist im Original übernommen worden. Sollte sich ein Karateinteressierter diese Regeln anschauen, so soll er sich von diesen Regeln nicht abhalten lassen, Karate zu betreiben. Vielmehr geht es um die Grundregeln, die uns der Autor vermitteln möchte.

Die stetig wachsende Verbreitung des Karate und anderer Kampfsportarten und deren anwachsenden Popularität haben dem Positivum der steigenden Mitgliederzahlen leider auch zu einigen beklagenswerten Verwechselungen und Verirrungen geführt. Der Zeitgeist räumt dem Sport heute einen enormen Stellenwert ein, leider ist damit aber auch eine fortschreitende „Verwässerung“ verbunden, wie wir gerade in der Kampfsportart Karate feststellen müssen. Auf der einen Seite die Vergötterung des Hochleistungssports, auf der anderen Seite Sport als purer Zeitvertreib, als Hobby und Spaß.
Aber es sind gerade diese beiden Extreme, die unserem Karate-Do vom Wesen her fremd und feindlich sind!
Wir haben „JA“ gesagt zur Entwicklung des Karate hin zu einer modernen Kampfsportart, wir wollen aber keinesfalls verzichten auf die geistigen, erzieherischen Kräfte des Karate-Do, so wie wir es von den großen Meistern gelernt haben, denn nur diese Werte sichern auf Dauer die Existenzberechtigung des Karate, geben unserem üben und unseren Bemühungen einen tieferen Sinn und garantieren eine Beschäftigung mit Karate auch über den Tag hinaus. „Es ist kein vorübergehender Spaß, sondern eine Schule für´s Leben, im wahrsten Sinne des Wortes!“ (Francis Didier, Trainer und Betreuer der französischen Nationalmannschaft).
Nach 25 Jahren der Beschäftigung mit Karate kann ich diesem Wort Didier´s nur vorbehaltlos zustimmen.
Als Kampfrichter und Trainer immer noch dem aktiven Geschehen nahestehend, beobachte ich allerdings, daß in den letzten Jahren die wervollste Seite unserer Kampfkunst, die Lebensschule nämlich, immer mehr vernachlässigt wird zugunsten rein sportlich orientierten Erfolgsdenkens. Entsprechend haben sich Atmosphäre und Umgangsformen in unseren Dojo und Vereinen entwickelt und verändert. Es ist wohl an der Zeit, daß wir älteren Schwarzgurte und Karatelehrer uns wieder eigentlich Aufgabe des DAN bewußt werden:

DAN SEIN HEISST VORBILD SEIN!

Aus diesem Grund möchte ich einige „eherne Regeln“ und ungeschriebene Gesetze des Karate unseren Danträgern und unseren jüngeren Karateka wieder in Erinnerung bringen. Die Dojo-Etikette soll uns nicht einengen und gängeln, sie soll helfen, unser Zusammenleben im Dojo und im Karate-Unterricht im Sinne des „DO“ so zu gestalten, daß ein überdauernder, prägender und sinnvoller Karateunterricht möglich bleibt.

Die fünfzehn Regeln

1. Regel

Für uns Karateka ist unser Dojo eine Stätte der inneren Sammlung und der Ruhe, ein Ort der Konzentration und der Höflichkeit.
Lautes und aufdringliches Verhalten und Gebaren oder gar Lärmen sind uns daher ein Greuel.

2. Regel

Beim Betreten oder Verlassen unseres Dojos grüßen wir mit einer leichten Verbeugung. Dieser Gruß gilt zunächst der übungsstätte und dem Karate – Do aber auch unserem Lehrer (Sensei) und unserer übungsgruppe. Handschlag oder lautes „Hallo“ oder „Tschüss“ können daher getrost entfallen.

3. Regel

Klatschen oder gar Pfeifen sind in einem Karate – Dojo völlig fehl am Platze! Unsere Zustimmung drücken wir lieber durch aufmunternden Zuspruch „Oss“ sowie besonderen Einsatz und Anstrengung aus. Unser Karatelehrer braucht keine Beifallsbekundungen: als Sensei versucht er in jedem Training sein Bestes zu geben. Mißfallenskundgebungen und lasches, lustloses üben kennen wir nicht, dies wäre eine Beleidigung für unseren Lehrer und eine Schmähung der übungsgruppe und unserer Partner.

4. Regel

Vermeide es unbedingt, verspätet zum Karate – Unterricht zu kommen! Sollte dies dennoch einmal der Fall sein, so grüße Lehrer und Gruppe kurz mit einer leichten Verbeugung, spar dir alle Erklärungen und Ausreden und warte auf ein Zeichen deines Lehrers, dich dort in der Gruppe einzuordnen, wo Du als „Zuspätkommer“ am wenigsten störst: ganz hinten nämlich.

5. Regel

Das Verlassen des Dojo während des Unterrichts gilt als unhöflich. Ist es dennoch einmal unumgänglich, so zeige deinem Lehrer die Absicht durch eine leichte Verbeugung an und warte auf seine Bestätigung. Melde dich auch wieder korrekt zurück.

6. Regel

Unterbrich nicht den Unterricht durch Fragen oder gar durch kluge Einwände! Die meisten Fragen lassen sich durch eigenes Nachdenken selbst beantworten, stiehl daher nicht durch deine Denkfaulheit den anderen Karateka und deinem Lehrer die Zeit.
Nach dem Unterricht ist übrigens noch genug Zeit, Fragen und Einwände zu klären und zu besprechen.

7. Regel

Versuche immer, durch Dein Verhalten und Deine Mitarbeit zu einem reibungslosen Unterrichtsverlauf beizutragen. Sei immer aufmerksam, schnell und konzentriert. Bemühe Dich, soweit mitzudenken, daß Du der Situation immer die berühmte Nasenlänge voraus bist. Du willst Kämpfen lernen, da sind Wachsamkeit, Beobachtungsgabe und Mitdenken die Grundvoraussetzungen.

8. Regel

Sei wachsam! Ob es um die Aufstellung der übungsgruppe geht oder die Ausführung einer neuen Partnerübung: sei so wachsam, daß Dir kein Fehler unterläuft. Jede Bewegung im Karateunterricht hat ihren Sinn, ihre Bedeutung, jedes Kommando verlangt Deine volle Konzentration. Unaufmerksamkeit und Unachtsamkeit müssen im Karate-Unterricht ausgemerzt werden, denn im Kampf sind diese beide die größten Fehler.

9. Regel

Sei Ernsthaft! Wenn Du die ganze Sache nur von der lustigen Seite her nehmen willst, so such Dir bitte schnell eine andere „Sportart“ aus. Karateka sind übrigens sehr lustige und fröhliche Leute, aber nur außerhalb des Unterrichts.

10. Regel

Sei Höflich! Zeige deinem übungspartner, daß Du ihn achtest. Streng Dich an, ein fairer und guter Partner zu sein. Nimm deinen Partner ernst, unterschätze ihn niemals, trainiere aber auch nicht überheblich oder gar herablassend mit ihm.
überlasse übungsaufforderungen immer dem älteren und höhergraduierten Partner.

11. Regel

Sei Stark! Zeige deinem Partner kein Zeichen von Schwäche! Laß Dir nicht anmerken, wenn Du müde und erschöpft bist. Im Kampf wachsen deinem Gegner im gleichen Maße die Kräfte zu, wie Du Schwäche zeigtst.
Setz Dich während des Unterrichts nicht unaufgefordert hin; leg Dich nicht, während sich Deine Kameraden bei einer übung anstrengen, wenn Du selbst einmal eine Pause haben solltest.
Während des Unterrichts stütz Dich nicht ab, verlasse nicht deinen Platz, zappele nicht unnötig herum; ein Karateka hat seinen Geist und seinen Körper immer unter Kontrolle!

12. Regel

Sei Beherrscht! Zeige in allen Situationen Selbstdisziplin und wahre die Beherrschung! Lerne Deine positiven und negativen Emotionen zu unterdrücken. Mache zum Beispiel wegen einer Bagatellverletzung kein großes Aufheben, kämpfe kontrolliert und konzentriert weiter: Du treibst Karate, eine harte Zweikampfsportart!

13. Regel

Sei Gründlich! Strebe immer nach dem höchsten Ziel: der Perfektion! Selbst wenn Du sie nie erreichen wirst, alleine der Weg („Do“) zählt! Bereite alle übungen konzentriert vor („Yoi“)., schließe alle übungen bewußt und konzentriert ab („Yame“), dann erst kannst Du Körper und Geist entspannen. Wehre Dich gegen Müdigkeit, Unlust und Unaufmerksamkeit. Vergiß im Unterricht die Zeit, widme Dich nur der Sache selbst, deiner übung und deinem Partner. Laß Dich nicht von außen ablenken und lenke selbst nie einen Karateka beim Training von außen her ab! Auch wichtige Dinge haben oft eine halbe oder eine Stunde Zeit!

14. Regel

Sei Sauber! Bei einer Kampfsportart kommen Menschen miteinander auf „Tuchfühlung“ und in Kontakt. Daher müssen gewisse hygienische Grundbedingungen erfüllt und beachtet werden. Wasch Dir grundsätzlich vor dem Unterricht die Füße, schneide Finger- und Fußnägel kurz und halte sie sauber. Achte auf die Sauberkeit deines Karate-Gi, Alkoholgenuß vor dem Karateunterricht: unmöglich! Du willst Doch nicht zur Gefahr für Deine Partner werden? Ringe, Halsketten, Stecker jeder Art haben im Karateunterricht keinen Platz. Kaugummi und Trinken während des Unterrichts: undenkbar!

15. Regel

Sei Beständig! Du hast dich entschlossen, Karate zu lernen. Nun besuche regelmäßig deinen Unterricht. Dein Lehrer und deine Partner mögen es gar nicht, wenn Du sie zu unnötigen Wiederholungen zwingst, nur weil Du zu träge warst, deinen Unterricht zu besuchen.
übrigens, wir Karateka benutzen weltweit ein kleines, einprägsames Kürzel und Bestätigungswort: „Oss“.

mit freundlicher Genehmigung von Manfred Henkel (Karate Dojo Overath)